Das Zevenaar Gedicht ist ein klassisches Formgedicht und besteht aus sieben Zeilen (zeven= Niederländisch= sieben):
In der ersten Zeile wird ein Ort eingeführt,
in der zweiten Zeile das lyrische Ich und eine Handlung,
in der dritten Zeile stellt sich eine Frage oder ein Vergleich,
in der vierten Zeile wird ein Detail beschrieben,
in der fünften Zeile wird das Detail noch näher fokussiert,
in der sechsten Zeile wiederholt sich die erste Zeile,
und in der siebten Zeile wiederholt sich die zweite Zeile.
Wie immer beim Kreativen Schreiben darf auch hier improvisiert und variiert werden. Die Regeln können nach Bedarf und Belieben gebrochen und verändert werden.
Beispielgedichte
Am Grab von Rahel Varnhagen
schlafe ich ein.
Wovon werde ich träumen?
Eine Magnolie wächst
in den Himmel.
Am Grab von Rahel Varnhagen
schlafe ich ein.
Auf der Straße von Delhi
öffne ich die Augen.
Was wollen diese Menschen hier?
Eine Regenbogenfahne
zittert im Wind.
Auf der Straße von Delhi
öffne ich die Augen.
P.S.:
Lesen Sie den taz-Artikel über die Demonstrationen auf Delhis Straßen gegen die Kriminalisierung von Homosexualität
und hier den Gaysi Blog aus der queeren Szene Indiens.
Queer Women Take a Holiday ist ein partizipatives Foto-Projekt der indischen Künstlerin Tejal Shah.
Rahel Varnhagen (1771-1833), Zeitgenossin von Heine und Goethe, war eine der Vorreiterinnen des Diversity Writing;).
Sie war Schriftstellerin, lud in Berlin zu ihrem literarischen Salon und setzte sich für die Emanzipation der Juden und Jüdinnen und der Frauen* ein. Als Jüdin geboren, konvertierte sie später zum Christentum und heiratete 43 -jährig den 14 Jahre jüngeren Mann Karl August Varnhagen von Ense. Heute liegen die beiden auf einem evangelischen Friedhof an der Blücherstraße in Berlin-Kreuzberg begraben.