diversity writing
basiert auf einem diskriminierungs-kritischen Verständnis von Diversity.
Der Begriff Diversity wird in der Regel mit dem Diversity Management in Verbindung gebracht, einem Konzept, das für Wirtschafts- und Arbeitsmarktkontexte entwickelt wurde. Es soll der Vielfalt in der Mitarbeiterschaft und bei den Kund_innen von Unternehmen und Verwaltungen Rechnung tragen. Dabei werden zwei Zielrichtungen verfolgt, einerseits der Abbau von Diskriminierungen und Zugangsbarrieren, andererseits die Steigerung der Produktivität und der Profite des Unternehmens.
Leah Carola Czollek und Gudrun Perko weisen darauf hin, dass Diversity Ansätze schon weit länger bekannt sind als das Diversity Management, so z.B. aus der Sozialanthropologie, der Philosophie und der Sozialwissenschaft oder auch aus dem praktisch-politischen Kontext von Bürgerrechts- und Frauenbewegung (vgl. Czollek/Perko 2008, S. 25). Diese Ansätze lassen sich unter dem Begriff Managing Diversity zusammenfassen.
Menschen unterscheiden sich aufgrund unterschiedlicher Dimensionen (auch Heterogenitätsdimensionen genannt), z.B. aufgrund des Alters, einer (zugeschriebenen) Behinderung, der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder der Religion/Weltanschauung. Wobei die Herausforderung in der Praxis darin besteht, für Diskriminierungen aufgrund dieser (und weiterer) Heterogenitätsmerkmale sensibilisiert zu sein und dennoch niemanden einer Gruppe zuzuschreiben, sondern unser Gegenüber als Individuum wahr zu nehmen. In diversen (schreib-)pädagogischen Kontexten hat sich (unter dem Begriff Intersektionalität) inzwischen auch die Erkenntnis durchgesetzt, dass die unterschiedlichen Diskriminierungsformen sich in spezifischer Weise miteinander verschränken können und dass dies einer besonderen Beachtung bedarf.
Diversity-Konzepte in Verwaltung, Mangement, (Hoch-)Schulen, Berufsvorbereitung etc. Verfolgen das Ziel, die Menschen in ihrer Vielfalt anzuerkennen, Diskriminierung abzubauen und Gleichberechtigung zu ermöglichen. Als gesetzliche Grundlage dienen dabei u.a. die Charta der Grundrechte der EU und das 2006 in Kraft getretene Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG).
Da Diversity-Konzepte immer auch Gefahr laufen, dass in ihnen die wirtschaftlichen und öffentlichkeitswirksamen Ziele und Zwecke über die demokratisierenden, anti-diskriminierenden Ziele gestellt werden, bezieht diversity writing sich auf den von Czollek und Perko formulierten politisierten Begriff von Diversity: „Mit einem politisierten, der Profitmaximierung enthobenen Begriff Diversity wird (…) ein gesellschaftliches Phänomen und eine Praxis beschrieben, in der es um die Veränderung homogener Institutionen und Praxen hin zu Verschiedenheit, Vielfalt, Heterogenität in seiner Komplexität geht. Inhaltlich setzt es bei bestehenden Gesellschaftsanalysen an und nimmt jene Ansätze auf, denen es um die Aufhebung von Hierarchien und Teilung der Gesellschaft in Macht und Nicht-Macht, in Chancen-Haben und Chancen-Nicht-Haben etc. geht.“ (Czollek/Perko 2007, S. 166)
Die Diversity Studies können als multi- und interdisziplinäre Forschungs-Richtung verstanden werden, die darauf zielt, Erkenntnisse und Perspektiven verschiedener Forschungsansätze (z.B. der Frauen-, Geschlechter- und Queer-Forschung, der Ethnologie, der Migrationsforschung, der Alter(n)sforschung, der Disability Studies*, der Cultural* und Postcolonial Studies*, etc.) miteinander zu verbinden und aufeinander zu beziehen (Krell u.a. 2007: 14). Dies hat zur Folge, dass Forscher_innen aus unterschiedlichen Disziplinen voneinander lernen können, „zum Beispiel hinsichtlich der Analyse der Konstruktion (…) von Alter, Geschlecht, Ethnie/Kultur und so weiter“ (ebd.) oder hinsichtlich der Intersektionalität* (des Ineinandergreifens) unterschiedlicher Diskriminierungsformen.
Literatur:
- Czollek, L.C./Perko, G. (2008): Eine Formel bleibt eine Formel… Gender- und diversitygerechte Didaktik an Hochschulen: ein intersektionaler Ansatz, FH Campus, Wien
- Czollek, L.C./Perko, G. (2007): „Diversity“ in außerökonomischen Kontexten: Bedingungen und Möglichkeiten der Umsetzung, in: Broden, A./Mecheril, P. (Hg.): (Re)Präsentationen. Dynamiken der Migrationsgesellschaft, IDA-NRW Düsseldorf
- Krell, G./Riedmüller, B./Sieben, B./Vinz, D. (2007): Diversity Studies. Grundlagen und disziplinäre Ansätze. Frankfurt/ Main: Campus Verlag